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Theresa von Avila (1515 - 1582)

Ich bin heute 40 Jahre alt geworden, soll man da schon das Altsein denken?
 
O Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter
und eines Tages alt sein werde.
 
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit
und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
 
Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
 
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit
erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben
- aber du verstehst, o Herr,
dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
 
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten
und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
 
Lehr mich zu schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden,
Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.
 
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören,
aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.
 
Lehr mir die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
 
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein - mit ihnen lebt es sich so schwer-,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.
 
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken
und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

Zwei

In meinen Beratungsgesprächen spüre ich immer wieder aufs Neue, wie erleichtert
Menschen sind, wenn sie sich einfach mal mit einem Menschen ungezwungen unterhalten
können, sich öffnen können, ohne Angst haben zu müssen, wo ihre Worte landen. Zu zweit
geht vieles leichter. Dazu fällt mir ein Gedicht von Peter-Torsten Schulz ein:
 
Zwei
 
Zwei sind
von allem der Anfang,
Zwei kommen
überall dran.
 
Zwei machen alles
zur Hälfte,
Zwei sind
was einer nicht kann.
 
Zwei sind durch eins
uns sich teilbar,
Zwei messen sich
ohne Maß.
 
Zwei stehn
im Gegensatz zu sich,
Zwei trinken
aus einem Glas.
 
Zwei sind der Sinn
aller Sinne,
Zwei sind
das eine Extrem.
 
Zwei lösen
immer ein Rätsel,
Zwei sind
ein schönes Problem.

Virginia Satir

Ich sitze gerade beim Schreiben meiner Diplomarbeit und erwische mich bei einem sehnsüchtigem Blick nach draußen. Mein Geist schreit nach Freiheit.
 
Die Freiheit zu sehen und zu hören was ist,
anstatt zu sehen und zu hören, was sein sollte
oder einmal sein wird.
 
Die Freiheit zu sagen, was du fühlst und denkst,
anstatt zu sagen, was du darüber sagen solltest.
 
Die Freiheit zu fühlen, was du fühlst,
anstatt zu fühlen, was du fühlen solltest.
 
Die Freiheit um das zu bitten, was du möchtest,
anstatt immer auf die Erlaubnis dazu zu warten.
 
Die Freiheit zu wagen, was dich reizt,
anstatt immer nur "Sicherheit" zu wählen
und "das Boot nicht zum Kentern zu bringen".
 

 
Danke Virginia Satir

Hartmut Englert

Bitte sagt mir einer bescheid, sollte ich einmal vergessen zu leben, Danke dafür!
 
Der triste Himmel macht mich krank,
Ein schweres graues Tuch,
Das die Sinne fast erstickt.
Die Gewohnheit zu Besuch.
Lange nichts mehr aufgetankt,
Die Batterien sind leer.
In ein Labyrinth verstrickt,
Ich seh' den Weg nicht mehr.
Ich will weg, ich will raus
Ich will - ich wünsch mir was
Und ein kleiner Junge nimmt mich an der Hand.
Er winkt mir zu und grinst:
Komm hier weg, komm hier raus
Komm, ich zeig dir was
Das du verlernt hast, vor lauter Verstand!
 
Komm mit
Komm mit mir ins Abenteuerland
Auf deine eigene Reise
Komm mit mir ins Abenteuerland
Der Eintritt kostet den Verstand
Komm mit mir ins Abenteuerland
Und tu's auf deine Weise
Deine Phantasie schenkt dir ein Land
Das Abenteuerland
 
Neue Form, verspielt und wild,
Die Wolken mal'n ein Bild.
Der Wind pfeift dazu dieses Lied,
In dem sich jeder Wunsch erfüllt.
Ich erfinde, verwandle mit Zauberkraft,
Die Armee der Zeigefinger brüllt: "Du spinnst!"
Ich streck' den Finger aus
Ich verhexe, verbanne, ich hab die Macht
Solange der Kleine da im Spiegel da noch grinst!
 
Peter Pan und Captain Hook mit siebzehn Feuerdrachen,
Alles kannst du sehen, wenn du willst.
Donnervögel, Urgeschrei, Engel, die laut lachen,
Alles kannst du hören, wenn du willst.
Du kannst flippen, flitzen, fliegen und das größte Pferd kriegen.
Du kannst tanzen, taumeln, träumen und die Schule versäumen.
Alles das ist möglich in dir drin, in deinem Land,
Trau dich nur zu spinnen, es liegt in deiner Hand.
 
Komm mit auf deine eigne Reise.
Komm mit und tu's auf deine Weise!